von der Idee bis zur Umsetzung
ARCHE NOAH „AUEN-BIOTOP“
Südlich der Hammersbacher Kläranlage entsteht ab 2022 auf einer Fläche von ca. 6 Hektar ein Feuchtbiotop. Diese Arche Noah für die heimische Flora und Fauna soll einen großzügigen Rückzugsraum für bedrohte Vögel, Amphibien, Fauna und Insekten bieten. Projektpartner sind neben dem Hofgut Kapellenhof der gemeinnützige Förderverein Hirzbacher Kapelle, dessen Satzungszweck auch den Natur- und Landschaftsschutz umfasst.
Die Idee entstand bei uns auf dem Hofgut Kapellenhof. Wir arbeiten ja schon seit Beginn der 2000er Jahre ganz ohne synthetische Dünger und ohne jegliche Pestizide, um das Grundwasser und die Insekten zu schützen. Nicht nur im konventionellen, sondern auch im Biolandbau besteht die Notwendigkeit zu immer effizienterer Landbearbeitung. Das geht zu Lasten der Natur. Deshalb kam bei uns der Wunsch auf, Natur- und Landschaftsschutz einmal richtig zu machen. Bei den ersten Überlegungen war ebenfalls Bürgermeister Göllner dabei, der wertvolle Anregungen für das Konzept geben konnte.
Nachdem die Natur- und Wasserschutzbehörden grundsätzlich grünes Licht für das Vorhaben signalisiert hatten, erarbeitete ein Planungsbüro einen Genehmigungsantrag, der in diesem Frühjahr von den zuständigen Behörden genehmigt wurde.
„Es kommt selten vor, dass ein Landwirtschaftsbetrieb eine so große Fläche für den Naturschutz und damit auch die Allgemeinheit zur Verfügung stellt“, so Bürgermeister Michael Göllner anerkennend. „Diese Initiative ist sehr erfreulich, und ich werde mich dafür einsetzen, dass alle beteiligten Gremien, vor allem auch die der Gemeinde Hammersbach, dieses Vorhaben billigen werden. Ich sehe keinerlei Nachteile des Projekts – im Gegenteil. Das Projekt fügt sich nahtlos ein in zahlreiche Initiativen für den hessischen Auenschutz, ebenso wie in die bisher von der Gemeinde erfolgreich durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen am Krebsbach.“
Der vorgesehene Standort gehörte zehn verschiedenen Grundeigentümern, denen attraktive Tauschangebote vorgelegt wurden, wenn sie ihre Flächen nicht veräußern wollten. So mussten auch die auf der vorgesehenen Fläche tätigen Landwirte nicht fürchten, dass ihnen Land verloren geht.
Dies stimmte auch Hartmut Schneider, Grundeigentümer und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Hirzbacher Kapelle, optimistisch: „An dem Projekt hat mich vor allem überzeugt, dass die hiesigen Landwirte keinerlei Nachteile durch das Konzept erleiden. Ihnen wurde ein adäquater Ausgleich in der unmittelbaren Umgebung angeboten, sodass sie nicht fürchten mussten, dass die von ihnen genutzte Flächengröße schrumpft. Es ist ausschließlich das Hofgut Kapellenhof, das hier freiwillig Flächen für den Natur- und Landschaftsschutz zur Verfügung stellt.“
Das Feuchtbiotop soll aus mehreren Teichen und Wiesenflächen bestehen. An den Grenzen der vorgesehenen Fläche schlängelt sich der Krebsbach entlang, wo auch schon der Biber wieder heimisch geworden ist. Zwei schon bestehende Himmelsteiche, die von der Gemeinde Hammersbach angelegt wurden, grenzen unmittelbar an das Feuchtbiotop an.
Mitinitiator Christoph Neizert meint: „Seit Anfang der 1980er Jahre sind bei uns Dreiviertel der Insektenmasse verschwunden, und die Zahl der Vögel ist dramatisch gesunken – mal ganz abgesehen von Amphibien, die man kaum mehr sieht. Wir möchten einen kleinen Beitrag dazu leisten, diese gefährliche Entwicklung aufzuhalten und nachhaltig umzukehren. Wir wollen für die heimischen Arten einen Rückzugsraum schaffen, wo sie sich ungestört ausbreiten können. Es freut mich sehr, dass alle, denen wir das Projekt bisher vorgestellt haben, sehr positiv reagiert und ihre Unterstützung zugesagt haben.“
Für das Feuchtbiotop muss es ein stimmiges Konzept für die laufende Erhaltung geben. Damit Platz für seltene Wiesenbrüter vorhanden bleibt, müssen die Wiesen um die Teiche herum in regelmäßigen Abständen abgegrast werden, da keine schweren Maschinen auf den Wiesen eingesetzt werden sollen. Hier kommt das Hofgut Kapellenhof ins Spiel, das die Verantwortung für die Aufrechterhaltung dieses einzigartigen Habitats übernehmen wird.
Betriebsleiter Pascal Küthe ergänzt: „Das neue Feuchtbiotop ist für das Hofgut Kapellenhof ein entscheidender Baustein unseres Natur- und Landschaftsschutzkonzeptes, das wir derzeit mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen entwickeln. Das Feuchtbiotop ist deshalb eingebunden in eine Vielzahl von Maßnahmen, die von Blühstreifen, Ackerrandstreifen und Hecken- und Baumpflanzungen bis zu zeitlich versetzten Ernterhythmen reicht. Während der Sommermonate können wir unsere Schafe auf diesen Feuchtwiesen weiden lassen. Die zarten Hufe der Tiere, „bearbeiten“ den Boden auf ideale Weise und die natürliche Düngung trägt zur Entwicklung des Insektenlebens bei. Es ist aber -abhängig vom Schutzkonzept – auch denkbar, dass andere Paarhufer im Sommer zu Besuch kommen. Diese Tiere haben sich in Feuchtbiotopen an anderer Stelle in Deutschland sehr bewährt.“
Die Projektpartner hoffen, im Laufe des Sommers 2022 mit den ersten Arbeiten zur Gestaltung des Schutzgebietes beginnen zu können.
Stand: April 2022